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Berlin, 6.12.214. Tausende Studienbewerber, für die das größte Ziel der Erhalt eines Studienplatzes in der Medizin ist, haben keine reelle Chance, jemals ihren Traum leben und Arzt werden zu können. Notenanforderungen im Bereich von mindestens 1,4 und Wartezeiten von mehr als sechs Jahren stellen praktisch unüberwindbare Hürden für die überwiegende Mehrzahl der Bewerber dar. Denn jedes Wintersemester stehen an den bundesdeutschen Hochschulen nur rund 9.000 Studienplätze in der Humanmedizin für mehr als 40.000 Bewerber zur Verfügung. Die Frustration der abgelehnten Bewerber ist groß. Gleichzeitig steht dem Mangel an Studienplätzen der absehbare, in vielen Teilen Deutschlands bereits Realität gewordene Mangel an Ärzten gegenüber. Deutschland bewegt sich sehenden Auges in die ärztliche Unterversorgung.
Infotag_Medizinstudium_BerlDie Berliner Studienberatung planZ zeigte auf dem Infotag Medizinstudium am 6.12.2014 Lösungen für den Weg ins Medizinstudium. Die Botschaft der Veranstaltung lautet: Wer wirklich Medizin studieren will, findet auch einen Weg. Rund 210 Besucher – vornehmlich Oberstufenschüler und Abiturienten, aber auch Eltern und Lehrer – nahmen die Gelegenheit wahr, sich über das komplexe Thema im Vortragsprogramm und an den Ausstellerständen zu informieren.
Der Infotag startete zunächst mit einem Überblick zum Bewerbungsverfahren an den öffentlichen Unis in Deutschland: Wie werden die Bewerber ausgewählt? Wie funktionieren die Auswahlverfahren der medizinischen Universitäten? Welche Möglichkeiten haben die Bewerber, zusätzliche Punkte für die Auswahlverfahren der Hochschulen zu sammeln?
Zu all diesen Fragen informierte Patrick Ruthven-Murray, erfahrener Studienberater bei der privaten Berliner Studienberatung planZ und Autor des Ratgebers „Erfolgreich zum Medizinstudium – Wie ich mir einen Studienplatz in Deutschland oder im Ausland sichere“ (erschienen im Hogrefe Verlag 2013). „Rein rechnerisch“, so Ruthven-Murray, „ist es durchaus möglich mit einer Abiturnote unter 2,0 einen Studienplatz zu erhalten, wenn entsprechende Zusatzleistungen – wie zum Beispiel ein exzellentes TMS-Ergebnis und praktische berufliche Erfahrungen vorliegen“.
Klaus_GabnachInsbesondere der TMS – Test für medizinische Studiengänge, der einmal pro Jahr durchgeführt wird und in den Bewerbungsverfahren von den Unis in Bochum, Erlangen-Nürnberg, Frankfurt, Freiburg, Göttingen, Halle, Heidelberg und Heidelberg-Mannheim, Kiel, Leipzig, Lübeck, Mainz, Marburg, München, Oldenburg, Regensburg, Tübingen, Ulm sowie Würzburg ins Auswahlverfahren einfließt, kann für viele Bewerber Türen öffnen, wenn ein sehr gutes Ergebnis erreicht wird.
Wie der TMS abläuft, wie man ihn vorbereiten kann, welche typischen Fehler gemacht werden, darüber informierte Klaus Gabnach, Leiter des Meditrain Instituts für Testtraining und Testforschung Köln die Studieninteressierten. „Der TMS kann die Chancen auf einen Studienplatz verbessern, er verschlechtert die Chancen bei schlechtem Abschneiden jedoch nicht“, erklärte Gabnach. Er riet den Abiturienten, die Testvorbereitung sehr ernst zu nehmen und den Test intensiv zu trainieren. Schließlich kann jeder Bewerber nur einmal am Test teilnehmen.
Neben dem altbekannten Medizinertest TMS können Bewerber ihre Auswahlchancen seit einigen Semestern auch über die Teilnahme am Hamburger Naturwissenschaftstest (HAM-Nat) verbessern. Der HAM-Nat wird an den Unis in Hamburg, Magdeburg und auch an der Berliner Charité angeboten. Anders als zum TMS kann sich zum HAM-Nat allerdings nicht jeder Bewerber einfach anmelden. Stattdessen werden die Bewerber eingeladen, wenn sie bestimmte Bedingungen erfüllen. So müssen die Bewerber, die sich Chancen über den HAM-Nat ausrechnen können, die Uni Magdeburg, die Uni Berlin oder die Uni Hamburg in ihrer Hochschulstartbewerbung an Platz 1 der Ortspräferenzen in der
AdH-Quote nennen, erläuterte Ruthven-Murray – der Experte fürs Medizinstudium bei der Studienberatung planZ. Damit ist die Einladung zur Teilnahme aber noch nicht sicher, denn es steht nur eine begrenzte Zahl an Testplätzen zur Verfügung. „An der Charité lag die Auswahlgrenze für die Teilnahme am HAM-Nat im vergangenen Wintersemester bei einem Abischnitt von 1,6 in Magdeburg hingegen bei 2,0“, so Ruthven-Murray.

MHB_InfotagNeben dem Studium an den öffentlichen Universitäten gibt es außerdem die Möglichkeit, das Medizinstudium an einer privaten Hochschule zu absolvieren. Zum diesjährigen Sommersemester startet die Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane in Neuruppin als erste medizinische Hochschule in Brandenburg die Ausbildung angehender Ärzte. Prof. Dr. Wilfried Pommerien, Prodekan für Studium und Lehre an der MHB, erläuterte den Studieninteressierten am Infotag Medizinstudium, das Studienmodell der MHB: Die Studierenden an der MHB sollen nicht nur mit medizinischer Fach- und Forschungskompetenz ausgerüstet werden. Durch eine frühe Praxisorientierung im Studium und innovative Lehrformate wie das problemorientierte Lernen werden gleichzeitig psychologische Handlungskompetenzen vermittelt, um die Studierenden zu guten Ärzten auszubilden. Als private Hochschule achtet die MHB – anders als die öffentlichen Universitäten – nicht vornehmlich auf den Notenspiegel der Bewerber: Die Auswahl erfolgt über eine schriftliche Bewerbung, in der vornehmlich die persönliche Motivation dargelegt werden soll und Kurzinterviews.

Ein im Zusammenhang mit dem Zugang zum Medizinstudium immer wieder aufkommendes Thema fand auf dem Infotag ebenfalls Erwähnung: Die Studienplatzklage. Über Chancen, Risiken und Kosten informierte Dr. Mascha Franzen, Partnerin bei der auf Studienplatzklagen spezialisierten Kanzlei Birnbaum aus Köln. Die Erfolgschancen einer Studienplatzklage lägen allerdings nur zwischen 15 und 40 Prozent, so Franzens vorsichtige Schätzung. Bei der Klage zum höheren Fachsemester seien die Chancen momentan mit rund 75% noch deutlich besser, allerdings müssen dafür natürlich anrechenbare Leistungsnachweise – etwa von einer medizinischen Hochschule im Ausland – vorliegen.
Auch das Medizinstudium bei der Bundeswehr fand auf dem Infotag ein Forum. Kapitänleutnant Mario Prymuschala von der Karriereberatung der Bundeswehr in Berlin Mitte erläuterte den Studieninteressierten den Ausbildungsverlauf eines Sanitäts-Offizieres und wies darauf hin: „Sie sind bei der Bundeswehr nicht nur Arzt, sondern auch Soldat und Vorgesetzter. Bundesweite Versetzbarkeit, Auslandseinsätze, Gefahr für Leib und Leben und die Verantwortung für die Ihnen anvertrauten Soldatinnen und Soldaten spielen im militärischen Alltag eine wesentliche Rolle“.
Das Vortragsprogramm am Nachmittag widmete sich dann dem Medizinstudium im Ausland. Denn natürlich überlegen viele Studieninteressierte sich sehr genau, ob sie 7 Jahre auf den Medizinstudienplatz in Deutschland warten oder das Studium zeitnah nach dem Abitur – dann aber eben im Ausland – beginnen.
Welche Länder und Unistädte in Europa überhaupt in Frage kommen, erläuterte Patrick Ruthven-Murray, Studienberater und Spezialist für das Medizinstudium bei planZ. Viele Fragen hatten die angehenden Studierenden natürlich zum Medizinstudium in Österreich – ein beliebter Standort, weil hier keine Sprachbarrieren zu überwinden sind. Ruthven-Murrays gute Nachricht: „Die Zulassungschancen in Österreich sind unabhängig von der Abinote der Bewerber. Zugelassen werden diejenigen, die im Eignungstest – ähnlich dem TMS in Deutschland – besonders gut abschneiden.“ Allerdings warnte Ruthven-Murray auch: „Der Konkurrenzkampf in Österreich ist extrem hart. Für deutsche Bewerber gibt es an den drei Unis in Wien, Innsbruck und Graz nur rund 300 Plätze für deutsche Bewerber. Und auf die bewerben sich jedes Jahr 5000 bis 6000 Studieninteressierte.“ Der Studienstart in Österreich sei damit leider keine Patentlösung für so genannten „NC-Flüchtlinge“ aus Deutschland.
Gute Zulassungschancen böten vor allem die englischsprachigen Studienprogramme der osteuropäischen Universitäten. Zwar würden auch hier häufig Eignungstest geschrieben, der Bewerberandrang sei aber vergleichsweise gering, die Ausbildungsstandards dafür gut und international anerkannt. Ein großer Haken: Die englischsprachigen Programme sind kostenpflichtig. Die Studiengebühren liegen je nach Uni zwischen 3.500 und 13.000 Euro pro Jahr, dafür sind die Lebenshaltungskosten häufig geringer als in Deutschland.
Einige Beispiele für englischsprachige Studienprogramme in Osteuropa stelle Marie Buchholz von College Contact vor, einer offiziellen Repräsentanz der Universitäten in Martin (Slowakei), Hradec Králové, Prag, Brno, Olomouc (Tschechien) und Riga (Lettland). Der Agenturmarkt für die Vermittlung von zukünftigen Studierenden wächst stetig. Im Vergleich zu vielen der neuen Agenturen, die häufig Gebühren von mehreren Tausend Euro von den Studieninteressierten Vermittlungsgebühr verlangen, bieten die Berater von College Contact, die seit vielen Jahren als offizielle Repräsentanten der Universitäten tätig sind, den zukünftigen Studierenden aber kostenfreie Beratung und Vermittlung an. „Die Studiensituation an den osteuropäischen Hochschulen spricht für sich“, so Buchholz, kleine Gruppen und ein intensives Betreuungsverhältnis seien die Regel. Aufgrund der internationalen Zusammensetzung der Studiengänge würden nicht nur Englischkenntnisse, sondern auch interkulturelle Kompetenz und Teamfähigkeit trainiert, die den Absolventen im späteren Berufsleben zugutekommen.
Zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse in Deutschland kam die Rechtsanwältin Dr. Mascha Franzen ein zweites Mal zu Wort: „Die Approbation aus anderen EU-Staaten und der Schweiz wird in Deutschland problemlos anerkannt. Berufspraktische Erfahrungen müssen aber vorliegen, wenn diese im
Studienland vorgesehen sind.“, so Franzen. Die Approbation aus Österreich werde daher derzeit erst nach dem 3jährigen „Turnus“ erteilt, die aus Großbritannien erst nach dem Foundation Year.
Allerdings müssen die kostenpflichtigen Programme im Ausland auch finanziert werden. Dazu berichtet Dr. Klaus Heckemann, praktizierender Allgemeinmediziner und Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, vom Stipendienprogramm der KV. Seit 2013 finanziert die KV Sachsen jeweils 20 Studienplätze im deutschsprachigen Studiengang Humanmedizin an der Universität Pécs (Ungarn) durch Übernahme der Studiengebühren. Die Motivation zum Modellprojekt „Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen“ begründete Dr. Heckemann mit dem eklatanten Hausärztemangel in den ländlichen Regionen Sachsens. Entsprechend müssen sich die Stipendiaten auch verpflichten nach anschließend mindestens 5 Jahre als Hausarzt in Sachsen zu praktizieren.
Weitere Möglichkeiten der Studienfinanzierung zeigte Denis Mai, Studienberater bei der Apotheker- und Ärztebank in Berlin. „Es gibt verschiedene Kanäle, über die das Geld für das Studium fließen könnte. BAföG kennen alle, dieses Mittel erhält aber nicht jeder. Neben zahlreichen Stipendien, unter anderem von den regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen, begleitet auch die apoBank ihre studentischen Kunden bei der Finanzierung ihres Studiums – etwa durch Vermittlung des Studienkredits der KfW-Bank.“, so Mai. Insbesondere seine Informationen zu den verschiedenen Stipendienvergabeinstituten wurden von den Studieninteressierten nicht nur eifrig mitgeschrieben, sondern – ganz modern – mit der Handycam abfotografiert.
„Ein gelungener und nicht nur für die Teilnehmer interessanter Tag“ resümierte Petra Ruthven-Muray, Studienberaterin bei der Berliner Studienberatung und Organisatorin der Veranstaltung den Infotag Medizinstudium. „Wir wollen mit dieser und folgenden Veranstaltungen, nicht nur Mut machen und valide und sinnvolle Information für Bewerber anbieten, sondern auch zur Debatte über die Gerechtigkeit bei der Vergabe von Studienplätzen in der Medizin beitragen.“
Und auch die Teilnehmer waren zufrieden: „„Alles in allem war ich nach der Messe sehr informiert und zufrieden. Jeder Ansprechpartner begegnete unseren Fragen aufgeschlossen, interessiert und bemüht“, so die Abiturientin Sophie S. aus Berlin. Maximilian K. aus Hannover ergänzt „Mein Traum ist es, Medizin zu studieren. Mit einem Abi-Schnitt von 1,8 habe ich ziemlich gute Chancen im Vergleich zu manch anderem hier. Aber ich wollte genau wissen, wie TMS und HAM-Nat funktionieren, damit ich gezielt dafür lernen kann.“ Und auch der für Berufsorientierung zuständige Lehrer an einem Brandenburger Gymnasium Michael S. war zufrieden: „Die Auswahl der Themen Referenten war ausgezeichnet, und ich verlasse die Veranstaltung mit dem guten Gefühl, die Informationen der anwesenden Fachleute direkt an meine Schüler weitergeben zu können.“
 
Kontakt:
Petra Ruthven-Murray – planZ Studienberatung – Carl-Herz-Ufer 31 – 10961 Berlin
Tel.: 030 / 61286923, Mail: petra.murray@planz-studienberatung.de
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