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Luise, 5. Semester Uni Heidelberg

 

Wie alt bist du und wo studierst du in welchem Semester Human- bzw. Zahnmedizin?

Ich bin 22 Jahre alt und studiere Zahnmedizin in Heidelberg. Zum Wintersemester 2021/2022 komme ich ins 5. Semester.

 

Warum hast du dir ausgerechnet diese Uni ausgesucht?
Ich habe mir die Universitäten Mainz und Heidelberg beide vor Ort angeschaut und war von beiden recht überzeugt. Tatsächlich war meine erste Wahl Mainz, aber ich bin im Nachhinein sehr glücklich darüber nach Heidelberg gekommen zu sein. Ich habe mich von Anfang an in diese schöne Bilderbuchstadt verliebt.

 

Was zeichnet deinen Studiengang der Zahn- bzw. Humanmedizin besonders aus?
Heidelberg ist eine sehr renommierte Universität, vor allem was den Fachbereich Medizin angeht.

Vor allem in der Anatomie haben wir eine recht gute technische Ausstattung, wobei ich da kaum Vergleiche zu anderen Unis ziehen kann.

 

Wenn du dich an den Studienbeginn erinnerst: Was war besonders schwer, bzw. besonders unangenehm?
Ich habe mich anfangs recht einsam gefühlt in Heidelberg. Ich war früher sehr heimatbezogen und habe auch in Urlauben immer zu Heimweh geneigt. Deshalb waren die ersten Monate in meiner ersten eigenen Wohnung recht schwer. Dies lag wahrscheinlich auch daran, dass wir im ersten Semester sehr schnell viele Klausuren geschrieben haben und ich kaum Zeit hatte meine neue Heimat kennenzulernen. Dennoch habe ich schnell tolle Freunde kennengelernt, da wir alle mehr oder weniger in der gleichen Situation waren. Schnell war ich aber auch sehr glücklich mit den Freiheiten, die ich durch den Umzug erlangt habe.

Generell muss ich sagen, dass ich im Studium schnell gelernt habe und lernen musste, dass die Klausuren um einiges umfangreicher sind als aus der Schulzeit gewohnt. In der Schule war ich zum Ende hin recht lernfaul und hatte dennoch kaum Mühe recht gute Noten zu bekommen. Das hat sich in der Uni schlagartig geändert. Ich musste einige Enttäuschungen und Rückschläge einstecken, aber kann nur sagen- das Ganze hat mich zu einer sehr starken und bestimmten Person gemacht. Ich weiß was ich will und kann dies auch erreichen. Manchmal muss man im Leben eben auch mal einen Denkzettel verpasst zu bekommen, um sich wieder mehr auf das zu konzentrieren, was man wirklich will.

 

Was ist deine schönste Erinnerung an den Studienstart?
Zweifelsohne war die Erstiwoche ziemlich cool. Man hat innerhalb kürzester Zeit sehr viele liebe Menschen kennengelernt und Freundschaften geschlossen.

Allein zu wohnen war am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber so hatte ich den Freiraum zu tun, was und wann ich will und meine Persönlichkeit wirklich zu entfalten und auszuleben.

Was ich an dem Studium von Anfang an sehr mochte, ist das große Gemeinschaftsgefühl, was man hier verspürt. Es gibt mit Sicherheit viele leichtere Studiengänge, aber gerade, weil man zusammen eine Menge durchmacht, verbindet dies sehr stark.

 

Was sind deiner Meinung nach die besonderen Stärken und die besonderen Schwächen deiner Universität, bzw. der medizinischen Fakultät?

Zu den Stärken der Universität zählt auf jeden Fall der Ruf der Uni, welcher sich bei späteren Bewerbungen mit Sicherheit bemerkbar macht. Außerdem sorgt die recht strenge Ausbildung dafür, dass aus der Universität später wirklich kompetente (Zahn-)Ärzte hervorgehen.

Allerdings ist genau diese recht strenge Ausbildung das, was einem das ein oder andere Mal Schwierigkeiten bereitet. Ich persönlich bin schon durch einige Prüfungen durchgefallen. Man braucht nervliche Stärke, um sich wieder aufzuraffen und auch nach Misserfolgen wieder alles zu geben. Diese nervliche Stärke ist nicht jedem gegeben, aber man kann und wird sie teilweise auch im Studium noch erlernen.

Aus der Zahnmedizin kann ich sagen, dass der Druck in den praktischen Kursen besonders hoch ist. Hier werden die Stressgrenzen ausgetestet und Tränen im Kurs sind auf keinen Fall eine Seltenheit. Und dennoch- die praktischen Kurse bereiten mir persönlich am meisten Spaß und sie sind das Erste, was einen im Studium wirklich auf die Zahnmedizin außerhalb der Uni vorbereitet.

Das Problem bei der Universität Heidelberg ist leider, dass die praktischen Kurse erst Mitte des 4. Semesters beginnen. Dadurch erfährt man leider erst recht spät, ob einem das Gebiet Zahnmedizin wirklich liegt. Deshalb empfehle ich jedem, der Zahnmedizin studieren will, ein oder mehrere Praktika vor Beginn des Studiums zu machen!

 

Wie gut oder schlecht war bei dir die Lehre in den Anfängen der Corona-Zeit organisiert?

Während der Anfänge von Corona fand ich es persönlich sehr schwierig bei den Lehrinhalten am Ball zu bleiben. Erstens waren die meisten Dozenten sehr von den neuen technischen Anforderungen an sie überfordert und zweitens fiel es mir recht schwer, mich außerhalb der Universitätssäle auf die Uni zu konzentrieren.

Ich muss aber sagen, dass ich zu Zeiten Coronas sehr glücklich darüber war, Zahnmedizin zu studieren, da wir durch die praktischen Kurse einer der wenigen Studiengänge waren, die dennoch Präsenzveranstaltungen hatten.

 

Hast du schon einen Plan für den weiteren Studienverlauf?
Ich freue mich auf das weitere Studium und vor allem auf den ersten Patientenkontakt ab dem 7. Semester.

Allerdings finde ich es recht schade, dass ich kaum Möglichkeiten für einen Auslandsaufenthalt habe, zumal die Uni Heidelberg nur eine Partneruni im Ausland für Zahnmedizin hat.

Auch die Doktorarbeit werde ich wahrscheinlich auf die Zeit nach meinem Studium verschieben müssen, da neben der praktischen Kurse kaum Zeit zum Schreiben einer Doktorarbeit bleibt.

 

Wie ist das Studentenleben in deiner Stadt? Wie teuer ist das Wohnen und die Lebenshaltung? Gibt es hier besondere Tipps?
Heidelberg ist eine absolute Unistadt. Ein Viertel der Einwohner Heidelbergs sind Studenten. Es gibt viele Kaffees und Kneipen. Szenarisch ist Heidelberg ein wahrer Traum, was mir gerade bei den ganzen Corona bedingten Spaziergängen zugutekam.

Da Heidelberg aber keine sehr große Stadt ist, kann man hier leider nicht mit vielen Clubs rechnen.

Wenn Heidelberger Studenten feiern wollen, treffen sie sich in der Unteren (Kneipenstraße), auf WG-Partys, auf Verbindungspartys oder auf der Neckarwiese. Besser bestückt, was Clubs angeht, ist die Nachbarstadt Mannheim, die man mit der Bahn aber auch gut erreichen kann.

Heidelberg ist nicht gerade bekannt für günstige Mieten. Allerdings gibt es auf dem Campus einige Studentenwohnheime, von denen ich bis jetzt auch nur Gutes gehört habe. Hier muss man sich nur früh genug anmelden.

Wer richtig schön wohnen will und für die Miete etwas mehr Geld zurückgelegt hat oder sich das mit einer WG realisieren kann, der zieht in die Altstadt Heidelbergs. Die Nähe zum Schloss, zum Neckar, zur Unteren und zur besten (schönsten und größten) Universitätsbibliothek Heidelbergs macht diese Wohnungslage sehr angenehm, zumal der Altstadtcharme auch ein sehr großer Bonus ist.

Wer nahe der Altstadt sein möchte und dennoch einen kürzeren Weg zur Uni haben möchte, der sollte sich nach Wohnungen in Neuenheim oder Bergheim umsehen. Generell kann man aber sagen, dass Heidelberg zum Glück eh nicht sehr groß ist und man mit dem Rad überall bequem in kurzer Zeit ankommt.

 

Wie und wo vertreibst du dir deine freie Zeit, wenn mal welche übrig ist? Was sollte man in deiner Studentenstadt nicht verpassen?
Auch wenn die Uni einen (vor allem in der Zahnmedizin) sehr vereinnahmt, bleibt meist doch Zeit für etwas Freizeitspaß.

Heidelberg bietet viele Sportmöglichkeiten, unter anderem auch, weil die Uni eine Sportfakultät und dementsprechend viele Sporteinheiten hat.

Die Landschaft in und um Heidelberg lädt außerdem zum Wandern ein.

Radfahren ist eine sehr beliebte Sportart unter den Heidelbergern. Dazu muss man auch sagen, dass die Radwege in Heidelberg sehr gut ausgebaut sind.

Unter anderem kann man in Heidelberg auch bouldern oder in der Sprungbude auf Trampolinen seine Energie loswerden.

Wenn man lieber entspannen möchte, ist man an der Neckarwiese sehr gut aufgehoben. Mit Blick auf das Schloss, welches abends sehr schön beleuchtet wird, kann man hier bei einem Picknick sehr gut ausspannen. Die vielen süßen Gassen in Heidelbergs Altstadt enthalten viele Cafés, die ich wahrscheinlich bis Ende des Studiums noch immer nicht alle ausgetestet habe.

In den Bars Heidelbergs ist am Wochenende immer gute Stimmung und viel los. Teilweise wird hier aber auch mal unter der Woche gefeiert.

Letztendlich findet man in Heidelberg immer eine Beschäftigung für seine Freizeit.

 

Gibt’s noch weitere Dinge, die du angehenden Medizinstudenten und Studienanfängern gern mit auf den Weg geben würdest?

Man darf nicht unterschätzen wie viel Arbeit durch ein solch anspruchsvolles Studium auf einen zukommt. Man lernt und wächst in diesem Studium unglaublich viel. Das Studium kann manchmal eine ganz schöne Achterbahnfahrt sein, auf die man sich einfach einlassen muss. Man sollte sich vorab vielleicht etwas davon lösen, immer gute Noten oder besser gesagt Punktzahlen erreichen zu wollen. Im Studium geht es mehr darum durchzukommen.

Ich selbst empfinde das Studium als sehr intensive Zeit. Ich hab schon einiges einstecken müssen, aber habe auch viele Erfolgserlebnisse feiern können. Ich hab sehr viele tolle Menschen kennengelernt und enge Freundschaften geschlossen. Ich habe mich besser kennengelernt und konnte meinen Willen und meine Nerven stärken. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Studium der Zahnmedizin in Heidelberg und würde keine der bisher gemachten Erfahrungen missen wollen.

Ihr packt das und geht euren Weg!