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Als Jan 9 Jahre alt war, kaufte sein Vater den ersten PC für die Familie. Ende der 80er Jahre war das kein solch alltäglicher Gegenstand in den deutschen Haushalten, wie es heute der Fall ist. Bald hatte er sich mit dem Gerät vertraut gemacht und brachte seine Lehrer sogar dazu, ihn die Hausaufgaben damit erledigen zu lassen. Neue PCs kamen auf den Markt und hielten ebenfalls bei Jan zuhause Einzug. Ihm wurde klar, dass die Arbeit mit dem Computer für ihn nicht nur ein Hobby war, sondern dass dies sein Beruf werden musste. Also machte er zunächst eine Ausbildung zum Informationstechnischen Assistenten, um die Fachhochschulreife zu erwerben. Das reichte ihm jedoch noch nicht: Nach dem Zivildienst bewarb er sich bei der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, um dort Medieninformatik zu studieren.
Dieser Studiengang entstand an der Hochschule Furtwangen in der Fakultät Digitale Medien und wurde im Sommer 1990 erstmals als Diplom-Studiengang angeboten. Für einige Jahre hatte diese Hochschule eine Vorreiterrolle, doch Mitte der 90er Jahre entstanden auch an vielen weiteren Hochschulen Medieninformatik-Studiengänge. Seit 1999 wird der Studiengang als Bachelor-Studiengang angeboten. Durch die interdisziplinäre Anlegung hat die Medieninformatik Berührungspunkte zur angewandten Informatik mit dem Schwerpunkt Multimedia, zur Medientheorie, zur Medienökonomie, Mediengestaltung, Psychologie oder Mediendidaktik.
Bei der Auswahl der Hochschule sollte man genau hinsehen, denn den einzelnen Teilgebieten werden je nach Hochschule und Abschluss unterschiedlich starke Bedeutungen zugemessen. Manche Hochschulen legen den Schwerpunkt auf die Informatik-Grundlagen und deren praktische Anwendung im Bereich der Medientechnik. Andere Hochschulen vermitteln hingegen Kompetenzen, die die Studenten befähigen, sich auf gestalterische Weise mit den Neuen Medien zu beschäftigen. An einigen Hochschulen – wie z. B. der Hochschule RheinMain oder der TU Dresden – stehen sogar mehrere Schwerpunkte zur Auswahl.
Demnach sehen auch die Studienfächer quasi an jeder Hochschule anders aus. An der WFH Gelsenkirchen besucht man z. B. Vorlesungen in Angewandter Informatik, Physikalische Grundlagen, Internetsprachen, Bildgestaltung, Webdesign, Technisches Englisch für Medieninformatik und Grundlagen der Mathematik für Informatiker, um nur Einige zu nennen. An der Hochschule RheinMain heißen die Studienfächer z. B. Einführung in die Medieninformatik, Einführung in die Gestaltung, Algorithmen und Datenstrukturen, Softwaretechnik und Animation. An der TU Dresden beinhaltet das Studium z. B. die Fächer Softwaretechnologie, Datenbanken und Recherchenetze, Betriebssysteme und Sicherheit, Einführung in die Computergrafik, Medien- und Medienströme, Medienpsychologie und –didaktik, sowie Web- und Multimedia Engineering. Außerdem gehört ein Praxissemester, in dem man das bisher Gelernte in betrieblicher Umgebung anwenden kann, zum Studium.
Mit dem abgeschlossenen Studium der Medieninformatik eröffnen sich einem viele verschiedene Berufsfelder in Industrie und Handel, in Forschung, Wirtschaft, Verwaltung und dem Dienstleistungssektor: Man kann z. B. in die Software-Entwicklung gehen und Software analysieren, planen und entwickeln, man kann neue Apps für Smartphones entwickeln oder im Rahmen des Game Designs neue Spiele programmieren, gestalterisch ausarbeiten oder auch die Spielregeln festlegen.
Man kann außerdem als IT-Consultant tätig werden und Unternehmen bei der Einführung, Wartung und Weiterentwicklung von IT-Systemen unterstützen. Auch im Bereich Online-Marketing finden sich für Medieninformatiker spannende Berufe: Projektleiter z. B. konzeptionieren komplette Websites, Suchmaschinenoptimierer positionieren Websites so im Internet, dass sie bestmöglich gefunden werden und Online-Marketing-Manager steuern die werblichen Aktivitäten eines Unternehmens, z. B. um die Verkaufszahlen zu steigern.
Jan arbeitet übrigens heute als Software-Developer bei einer großen Firma und betreut dort die Anwendungsentwicklung im Web.
Alle Informationen zur Medieninformatik findet Ihr in den Links der Universitäten.